Wie können Sie die Ladegeschwindigkeit der Webseiten optimieren, wenn da in technischer Hinsicht nichts mehr zu optimieren ist? Gehen Sie hier auf das Thema ein, wie das Warten von Benutzern psychologisch wahrgenommen wird.
User können aktiv und passiv warten.
Bei aktivem und passivem Warten nehmen die Personen die gleichen Zeiträume unterschiedlich wahr.
Damit der Benutzer die Wartezeit als kürzer wahrnimmt, erhöht man üblicherweise die aktive und verringert die passive Phase. Was müssten Sie aber tun, wenn ein Ereignis gar keine aktive Phase hat und man dabei immer nur passiv wartet?
Passives Warten ohne aktive Phase kommt im echten Leben ziemlich oft vor: Man wartet an der Supermarktkasse in einer Schlange, man wartet auf seinen Bus usw. Je länger man warten muss, desto ärgerlicher reagiert man darauf. Die Reaktion einer Person darauf, dass sie online warten muss, unterscheidet sich gar nicht von ihrer Reaktion, wenn sie im echten Leben wartet. Da wir auf die Loyalität unserer Benutzer angewiesen sind, müssen wir Maßnahmen treffen, um deren passives Warten maximal zu reduzieren.
Psychologische Zeit. Toleranzverwaltung
Beispiel: Manager im Hotel haben Beschwerden bekommen, dass man zu lange warten muss, wenn man mit dem Fahrstuhl fahren will. Die Manager wussten nicht, was sie tun sollten, da dabei keine einfache technische Lösung realisierbar war. Dann fiel einer Person ein, wie dieses Problem nichttechnisch gelöst werden kann.
Die gefundene Lösung war einfach und günstig: Fahrstühle mit Spiegeln auszustatten und vom Fußboden bis zur Decke hohe Spiegel in der Hotellobby aufzustellen. Nach der Montage von Spiegeln fiel die Anzahl von Beschwerden fast auf null herab, ohne dass die Wartezeit irgendwie geändert wurde.
Warum? Diese Lösung ersetzte das passive Warten, das vor den geschlossenen Türen erfolgte, durch das aktive Warten, wenn man schon die Möglichkeit hatte, sich zu bespiegeln sowie sich andere Personen unbemerkt anzuschauen. Diese Lösung wollte nicht überzeugen, dass man nun weniger lang vor dem Fahrstuhl stehen muss, sie änderte die objektive Wartezeit gar nicht. Anstatt dessen wurde man vom Anfang an auf die aktive Phase gebracht, sodass man viel toleranter wartete.
Es fällt nicht immer leicht, den User darin zu überzeigen, dass es nicht so lange dauert, wie er tatsächlich noch warten muss. Sie können aber den negativen Effekt, wenn man auf den Aufbau Ihrer Homepage warten muss, wesentlich reduzieren.
Warum wartet man so ungerne? Nachfolgend finden Sie 10 Prinzipien der Wartepsychologie sowie einige Empfehlungen, wie die Probleme mit dem Warten gelöst werden können.
- Wenn man nicht beschäftigt ist, dauert die Zeit länger, als wenn man eine Beschäftigung hat.
Ausgewogene Bilanz zwischen der aktiven und passiven Phase. Gerade so wurde das Problem mit dem Aufzug gelöst.
- Man will starten (das Warten vor dem Beginn eines Vorgangs dauert länger als das Warten während eines laufenden Vorgangs).
Verwendung der Technik für frühzeitige Beendigung (kurze passive Phase am Anfang und Übergang zu einer längeren aktiven Phase am Ende) und präventiven Start (lange aktive Phase am Anfang und eine kürzere passive Phase am Ende)
- Beunruhigung macht die Wartezeit länger.
Sie ist sehr subjektiv und kann schwer online beeinflusst werden, wenn man keinen tatsächlichen Kontakt mit dem User hat.
- Warten eine unbestimmte Zeit lang dauert länger als Warten, wenn man weiß, wann es endet.
Der Fortschrittsbalken wird besser als die sich drehende Sanduhr wahrgenommen
- Warten ohne Erklärung dauert länger als Warten mit Erläuterungen.
Wenn man die Meldung „Das Bild wird geladen“ sieht, wird es vom User besser wahrgenommen als wenn keine Meldung erscheint.
- Ungerechtes Warten dauert länger als gerechtes Warten.
Werden Sie den Erwartungen der User gerecht: Vergleichen Sie Ihre Wartezeit mit den Werten Ihrer Wettbewerber oder gleichen Sie die Wartezeit bei Ihren Leistungen durch extra Merkmale (Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit) aus, wenn keine anderen Wege bestehen.
- Je hochwertiger die Leistung ist, desto länger wird der Kunde bereit sein, zu warten.
Erhöhen Sie den Wert Ihrer Dienstleistungen – das ist aber ein Thema für einen ganz anderen Artikel.
- Wartet man allein, dauert es länger, als wenn man in einer Gruppe wartet.
Wir würden annehmen, dass die meisten User allein vor dem Bildschirm ihrer Rechner bzw. Smartphones warten, somit können wir nicht darauf einwirken.
- Fühlt sich der Kunde unkomfortabel beim Warten, dauert die Zeit länger, als wenn es für ihn komfortabel ist.
Das Wort „komfortabel“ hat eine umfassende Bedeutung ist, der Begriff ist sehr subjektiv.
- Neue User sowie die Personen, die selten kommen, glauben, dass sie länger warten, die Stammbesucher nehmen das Warten nicht so lang wahr.
Hier müssen wir uns den Erwartungen der Besucher gerecht werden (s. Ziff.6) und dabei auch um einen hypothetischen Besucher bemühen, der auf unsere Homepage zum ersten Mal kommt.
Bei Ziffern 3, 8, 9 und 10 können wir keinen Einfluss in Hinsicht auf die Website-Entwicklung und -Verwaltung ausüben.
Bei Ziffern 4 und 5 ist die Unsicherheit einer der wichtigsten Gründe, warum man sich beim Warten unglücklich fühlt. Man weiß ja nicht, wie lange man warten muss, was gerade passiert, ob man ein Ergebnis bekommen wird oder nicht. Um Benutzer zu beruhigen, müssen wir überlegen, wie das Warten aus subjektiver Sicht kürzer gemacht werden kann.
Zeige mir den Ablauf
Um teilweise zu verhindern, dass man in der Schwebe bleibt, und zu gewährleisten, dass man über die jeweilige Wartezeit und den aktuellen Status informiert wird, können wir auf die Merkmale des Fortschritts zugreifen.
Die Fortschrittsbalken werden in zwei wichtigste Gruppen eingegliedert: dynamische (die mit der Zeit aktualisiert werden) und statische (die sich nicht mit der Zeit ändern).Jede Gruppe kann in zwei weitere Gruppen unterteilt werden: determinierte – diejenigen, die den Prozessabschluss zeigen, und unbestimmte – diejenigen, die den Prozessablauf nicht zeigen.
Unterschiedliche Fortschrittsbalken. Beachten Sie bitte die Klassen.
Frage: In welchen Fällen sollen dann welche davon eingesetzt werden? Es ist ja offensichtlich, dass wenn wir die eine Anzeige der Klasse A bei jeder vom User vorgenommenen Aktion zeigen würden, würde es den User bald ärgern. Daher bräuchten wir hierzu gewisse Richtlinien für deren Verwendung. Es gibt bestimmte statische Zeiträume, die mit entsprechenden Anzeigen verglichen werden können.
- Sofort (0.1-0.2 s)
So ist die Zeit der menschlichen Reaktion auf einen einfachen Reizerreger – z.B. einen fallenden Kugelschreiber fangen oder Hand von der heißen Tasse zurückziehen. Bei den Sachen, die als sofortig wahrgenommen werden, wird keine Anzeige benötigt. Es ist ja offensichtlich.
- Schleunig (0.5-1 s)
Die meisten Erwachsenen können von fünf bis zu neun einfachen Elementen zugleich im Gedächtnis halten. Die Untersuchungen, welche durch einige Experimente nachgewiesen wurden, zeigen, dass die Behandlung von komplizierten natürlichen Bildern und die optische Erkennung von Objekten bis zu einer Zehntelsekunde in Anspruch nimmt. D.h. die Behandlung von fünf bis neun Elementen im Gedächtnis dauert von 0,5 bis 0,9 Sekunden. Somit gilt 1 Sekunde als maximale Zeit, während welcher der Gedankenfluss des Benutzers ununterbrochen bleibt.
Die Darstellung einer komplexen Anzeige während dieses Zeitraums würde zum Abbrechen des Gedankenflusses führen. Üblicherweise schadet die Darstellung einer einfachen Anzeige ohne textliche Information nicht. Die Anzeigen der Klasse D sehen natürlich aus, sie unterbrechen den Gedankenfluss des Users nicht, aber man sieht dabei, dass das System aktiv bleibt.
- Optimale Zeit (2-5 s)
Die optimale Ladezeit kann unterschiedlich sein und hängt von subjektiven Parametern ab. Dauert die Ausführung eines Prozesses aber mehr als 2 bis 5 Sekunden, fällt die Konzentration des Benutzers ab. Gerade daher werden zwei Sekunden als optimale Zeit für den Aufbau einer Webseite angesehen.
Während dieses Zeitraums müssen wir Benutzer verstehen lassen, dass die jeweilige Anfrage verarbeitet wird und das System noch antwortet. In diesem Fall ist es besser, eine Klasse-D-Anzeige oder eine vereinfachte Klasse-A-Anzeige zu verwenden – hier muss der Benutzer nicht auf weitere Informationen aufmerksam gemacht werden.
- Aufmerksamkeitsintervall (5–10 s)
Es geht um die Grenze der Geduld des Benutzers, daher wird hier eine detailliertere Lösung benötigt. Bei Prozessen, die innerhalb dieses Zeitraums passieren oder auch länger dauern, müssen wir etwas mehr Informationen als eine einfache Anzeige „es wird daran gearbeitet“ anbieten. Die Benutzer müssen darüber informiert werden, wie lange sie noch warten müssen. Zeigen Sie bei solchen Fällen eine Anzeige der Klasse A oder B, wo der Fortschritt ersichtlich ist.
Bei Prozessen, die länger als fünf Sekunden dauern, wäre ein einfacher Fortschrittsbalken geeignet, der Prozentanteil des Fortschritts oder detailliertere Informationen zum aktuellen Status der Aktion darstellt.
Als Fazit können wir die folgenden Grundsätze für die Verwendung von Anzeigen formulieren:
Wichtigste Grundsätze für die Verwendung der Fortschrittsanzeigen im Web
- Bei Ereignissen mit einer Dauer von 0,5-1 Sekunden wird es empfohlen, eine Anzeige der Klasse D (Spinner) oder eine vereinfachte Klasse A (Fortschrittsbalken) darzustellen. Die Auswahl hängt vom konkreten Fall ab.
- Bei Ereignissen mit einer Dauer von 1-5 Sekunden wird eine Anzeige der Klasse D (Spinner) oder eine vereinfachte Anzeige der Klasse A (Fortschrittsbalken) benötigt.
- Bei Ereignissen mit einer Dauer über 5 Sekunden wird es empfohlen, eine dynamische Anzeige der Klasse A oder B einzusetzen.
Die Fortschrittsanzeigen können ggf. auch komplex sein und Anzeigen verschiedener Klassen bzw. deren Kombinationen enthalten. Somit können verschiedene Grundsätze der Psychologe des Wartens berücksichtigt werden.
Beachten Sie bitte, dass in den Fällen, wenn Sie sonstige ablenkende Werkzeuge (wie z.B. Animation) während der gesamten Wartezeit nutzen, kann es sein, dass keine weitere Fortschrittsanzeige für die jeweilige Aufgabe benötigt wird, da sich die User dabei schon die Animation anschauen und somit das Warten etwas erleichtert wird.
Die Fortschrittsanzeigen können ausreichende Informationen anbieten, und Unsicherheit bei Ziff. 4 und 5 zu neutralisieren. Können wir aber sonst was machen als nur noch den Ladefortschritt einfach anzuzeigen? Ja, sicher!
Präventiver Start
Bei der Technik des präventiven Starts geht es darum, aktive Wartephase am Anfang des Ereignisses zu gestalten und den Zeitpunkt möglichst lang hinauszuzögern, wann der User zum passiven Warten wechselt. Dies kann ohne Beeinträchtigung der Dauer des Ereignisses erfolgen. Die meisten User halten aktives Warten gar nicht für eigentliches Warten, somit würden sie das Ereignis als ein kürzeres wahrnehmen.
Wir können dieses Verfahren bei der Suchfunktion verwenden. Nehmen wir an, dass das Suche-Feld auf allen Seiten Ihrer Homepage ersichtlich ist, aber die eigentliche Seite mit dem Suchergebnis erfordert, dass einige extra Scripts vom Server geladen werden. Wir können sie auf der Seite mit dem Suchergebnis laden, dies würde aber dazu führen, dass die Suchergebnis-Seite langsamer aufgebaut wird.
Sie können aber mit der Vorladung von benötigten Scripts beginnen, sobald man den Text im Suchfeld eingibt. Dies wird in der Annahme getan, dass man das Suchergebnis als nächste Seite sieht. Somit würden die erforderlichen Scrips schon im Browser geladen sein, wenn man seine Abfrage absendet.
Sie können diese Technik verwenden, um die Vorladung auf der ersten Warenkorbseite oder auf der ersten Seite der Bestellungsabgabe zu starten.
Genereller Grundsatz: Die Scripts und Dateien, die später eingesetzt werden sollen, werden vorgeladen, somit wechselt man zur jeweiligen Seite fast momentan.
Frühzeitige Beendigung
Die frühzeitige Beendigung lässt den Benutzer fühlen, dass der Prozess bald abgeschlossen wird. Bei diesem Verfahren beginnen wir das Ereignis mit der passiven Phase, aber schalten den User bald zur aktiven Phase um.
Wenn Sie z.B. den Abspielbutton bei einem Video anklicken, erwarten Sie nicht, dass das gesamte Video geladen wird. Das Abspielen startet, sobald das erste minimal benötigte Teil des Videos im Browser verfügbar ist. Somit lässt man den User aktiv warten (man schaut sich das geladene Teil), indem das restliche Teil im Hintergrund geladen wird. Leicht und effizient.
Die gleiche Technik können wir auch beim Aufbau einer Seite verwenden. Die Infos sollen angezeigt werden, sobald der obere ersichtliche Bereich der Seite geladen ist. Die anderen Inhalte werden etwas später oder, sobald man nach unten scrollt, nachgeladen.
Stellen Sie Ihren Benutzern etwas möglichst bald zur Verfügung; lassen Sie sie glauben, dass die Seite schneller als in der Wirklichkeit geladen wird, indem Sie diese Zeit in eine kurze passive Wartephase am Anfang und aktives Warten am Ende eingliedern, sobald die ersten Infos geladen und ersichtlich sind.
Fazit: Die Steuerung der Wahrnehmung durch die Nutzung von aktiven und passiven Phasen ist sehr effizient und erfordert keine kosten- und arbeitsintensiven Lösungen. Dieser Ansatz funktioniert in den meisten Fällen perfekt. Unsere Empfehlung!
Wir helfen Ihnen gerne, die tatsächliche Geschwindigkeit der Seiten und die Wahrnehmung durch die User zu optimieren. Kontaktieren Sie uns.